Mehr politische Bildung und verständliche Informationen für junge BürgerInnen

News 13.04.2018

Die easyvote-Tagung 2018 des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente DSJ ging gestern im Polit-Forum Käfigturm Bern über die Bühne. Rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich ein, um in einem fachlichen Austausch über das Vertrauen, die Meinungsbildung und die politische Partizipation von Jugendlichen zu sprechen. Die klaren Resultate des easyvote-Politikmonitors, der Referate und die Diskussionen zeigten: Es muss gehandelt werden, vor allem anderen bei der politischen Bildung.

Grundlage für die Tagung bildete der easyvote-Politkmonitor 2017. Er zeigt auf: Geht es um politische Themen, informieren sich die Jugendlichen nicht nur weniger, sondern haben auch ein Vertrauensproblem in den Medien. Und die politische Bildung geht gemäss Aussagen der befragten SchülerInnen zurück. Das ist als bedenklich zu werten, da sich dies langfristig negativ auf die politische Partizipation auswirkt.

Studien untermauern Handlungsbedarf

Die breite Palette von Inputreferaten eröffnete Cloé Jans, Projektleiterin gfs.bern. Sie stellte den easyvote-Politikmonitor 2017 vor und betonte, dass Jugendliche einen Nutzen in der Politik sehen und sie nicht per se politkverdrossen sind. Viele empfinden die Sprache der Politik aber als zu kompliziert und die Politik als zu weit weg von ihrem Alltag. Da die Schulen die meisten Jugendlichen erreichen, sieht sie den grössten Handlungsbedarf bei der politischen Bildung. Im politischen Unterricht muss die Medienkompetenz zu politischen Themen geschärft werden und ihre Kompetenzen, welche sie zu aktiven BürgerInnen werden lassen, erarbeitet werden. So sei es ihnen schlussendlich auch möglich, in unserer Demokratie partizipieren.

Zoë Maire, Bereichsleiterin von easyvote, forderte mehr verständliche, faktenorientierte und neutrale Informationen, damit sich junge Erwachsene eine eigene Meinung bilden können – und dies von allen politischen Akteuren und Organisationen. Im gleichen Zug wurde die neue easyvote-App votenow angekündet. Die App wird ab Herbst 2018 verfügbar sein, ist primär für den Schulunterricht im Rahmen von easyvote-school konzipiert, wird aber für alle zugänglich sein. Das Programm easyvote reagiert damit auf zwei Entwicklungen: Zum einen auf die jetzt wachsende Gruppe der digitalen Aktivistinnen und Aktivisten, zum anderen auf die Unentschlossenheit der Jugendlichen bei politischen Themen – Meinungsbildung soll via Smartphone besser unterstützt werden. Wer kein Vertrauen in die Informationskanäle zu politischen Themen hat, informiert sich weniger, kann schlechter eine Meinung bilden und partizipiert schlussendlich auch nicht. Genau hier setzt der DSJ mit seinen easyvote-Angeboten an.

easyvote schneidet in Forschungsexperiment besser ab als der Bund

Isabelle Stadelmann-Steffen von der Universität Bern stellte ein Umfrageexperiment aus dem Jahr 2017 vor, welches die Qualität der easyvote-Angebote bestätigt. Die easyvote-Broschüre wird im Vergleich zum Abstimmungsbüchlein vom Bund als ansprechender, verständlicher und neutraler wahrgenommen. Auch die easyvote-Clips werden als kompetenter und glaubwürdiger bewertet, als die Clips des Bundes. Vor allem bei der wahrgenommen Neutralität schneiden die easyvote-Angeboten besser ab, als die Angebote des Bundes. Dies ist nicht nur beim Zielpublikum von 18-25-jährigen der Fall, sondern auch darüber hinaus.

Wer muss handeln?

Zur Podiumsdiskussion fanden sich Matthias Aebischer (Nationalrat SP), Daniel Binswanger (Journalist Die Republik), Laura Zimmermann (Operation Libero) und Philipp Gut (Journalist Die Weltwoche) zusammen. Angesprochen auf die Tagungsfragen waren verschiedene Statements zu hören. Matthias Aebischer forderte kurze und prägnante Information – gerade wenn es um Politik geht und das nicht nur für junge Erwachsene. Dies sei von allen politischen Akteuren umzusetzen. Daniel Binswanger nahm die Schulen in Zugzwang, damit diese Jugendliche zu medienmündigen Bürgerinnen und Bürger erziehen. Nur so können sie einschätzen, was Wahrheit ist und welchen Informationen Vertrauen geschenkt werden kann. Laura Zimmermann bestätigte, dass es auch bei den Jugendlichen unterschiedliche Typen gebe, die sich unterschiedlich engagieren würden. Phlipp Gut äusserte sich optimistisch, trotz abnehmendem Vertrauen der Jugendlichen. Das politische System brauche BürgerInnen, die den Medien und den politischen Akteuren gegenüber kritische auftreten.

Das Potential muss genutzt werden

Der Schlusstenor der Tagung war eindeutig: Die sinkende Informiertheit und das teilweise tiefe Vertrauen der Jugendlichen in politische Institutionen und Akteure ist als bedenklich zu werten, zumal sich Jugendliche auf nationaler Ebene mehr einbringen wollen. Die politischen Akteure und Organisationen müssen nun in ihren eigenen Arbeitsfeldern darauf reagieren: Zum Beispiel die Schulen mit mehr und qualitativ besserer politischer Bildung oder die Medien als Informationsübermittler bei politischen Themen. easyvote und der DSJ werden mit ihren Aktivitäten die Anstrengungen verstärken, um das Potenzial zur politischen Partizipation, welches bei den Jugendlichen vorhanden ist besser zu nutzen – dabei steht die Digitalisierung und die politische Bildung im Vordergrund.