DSJ Jugend- und Politikmonitor 2023

Studien

DSJ Jugend- und Politikmonitor 2023: Gen Z in der demokratischen Beziehungskrise?

Die wichtigsten Ergebnisse des DSJ Jugend- und Politikmonitor 2023 sind:

  • Die Demokratie ist „nicht in Stein gemeisselt“: Grundsätzlich sind sich die Jugendlichen der demokratischen Vorzüge bewusst, und sie erachten diese Regierungsform als beste Voraussetzung für ein partizipatives, faires, gerechtes, gutes und sicheres Leben. Es zeigt sich jedoch, dass die Mehrheiten, die sich für die Demokratie aussprechen, relativ bescheiden ausfallen. Viele Jugendliche haben keine Meinung zur Demokratie und es gibt durchaus relevante Minderheiten, die der Demokratie kritisch gegenüberstehen. Argumente gegen die demokratische Regierungsform finden aber keine Mehrheiten, und es können sich nur die wenigsten vorstellen, persönlich unter einer anderen Regierungsform als derjenigen der Demokratie zu leben.
  • Nach der Politisierungswelle folgt die Ebbe: Seit 2017 haben die Jugendlichen ihr politisches Engagement nicht mehr so tief eingeschätzt wie im aktuellen Jahr. Der Trend der letzten Jahre in Richtung mehr Partizipation scheint gebrochen zu sein und der Anteil der politisierten Jugend beschränkt sich, zumindest vorerst, auf einen harten Kern. Ein politisches Engagement kann sich auch zukünftig nur eine Minderheit vorstellen. Die Zeichen stehen also auf geringerer Beteiligung der Jugendlichen in den nächsten Jahren. Obwohl aktuell eine Baisse des politischen Engagements vorliegt, sind sich die Jugendlichen durchaus ihrer Partizipationsmöglichkeiten bewusst. Dies trifft vor allem auf das direktdemokratische Instrument der Abstimmung zu.
  • Neue thematische Impulse: Typisch klassische und übergeordnete Themen, die im politischen Diskurs an der Tagesordnung stehen, wecken bei der politisierten Jugend nur bedingt Interesse. Es sind vielmehr spezifische Themen, die die Jugendlichen interessieren. Insbesondere Rassismus und Diskriminierung sowie der Klimawandel stechen dabei deutlicher als noch im letzten Jahr heraus. Auch Themen, die bis anhin kaum den Weg in den politischen Diskurs gefunden haben, wie beispielsweise die psychische Gesundheit, sind für die Jugendlichen von zentraler Bedeutung.
  • Differenziertes Vertrauen in Akteur:innen: Das Vertrauen in die politischen Akteur:innen fällt bei den Jugendlichen sehr differenziert aus. Während der Forschung sowie den nationalen, kantonalen und kommunalen Institutionen mehrheitlich vertraut wird, stehen die Jugendlichen den politischen Parteien, den Politiker:innen und den Medien skeptisch gegenüber. Die Jugendlichen setzen ihr Vertrauen also eher in Institutionen, die in einem kontrollierten und festen Rahmen eingebettet sind.
  • Handlungsbedarf bei politischer Bildung: Politische Bildung ist ein fester Bestandteil des Lehrplans. Den Ertrag der Politischen Bildung in der Schule schätzen die Jugendlichen jedoch zunehmend als tief ein. Auch fühlen sie sich auf das Abstimmen und Wählen tendenziell weniger gut von der Schule vorbereitet als auch schon. Die Schüler:innen stellen den Schulen also eher ein schlechtes Zeugnis für den Lehrauftrag in der Politischen Bildung aus.
  • Der Wahlentscheid beruht auf Inhalten und Werten: Der sachbezogene Charakter welcher – aufgrund der zahlreichen zur Abstimmung gebrachten Vorlagen – dem Schweizer System nachgesagt wird, lässt sich auch beim Wahlentscheid der Jugendlichen erkennen. Ein Viertel entscheidet sich nämlich für eine Partei anhand ihrer Position zu bestimmten Themen. Daneben sind auch die Vertrauenswürdigkeit und die Wertehaltung wichtige Faktoren für die Parteiwahl. Personenbezogene Faktoren wie die Persönlichkeit, die Bekanntheit oder die politische Leistung sind nur für die wenigsten wichtig. Wer also die Jugendlichen für sich gewinnen möchte, muss bei bestimmten Themen überzeugen und vertrauenswürdig erscheinen.

DSJ Jugend- und Politikmonitor

Studien

Der DSJ Jugend- und Politikmonitor (früher unter dem Namen «easyvote-Politikmonitor») ist eine jährlich durchgeführte Befragung bei Schüler:innen der Sekundarstufe II in Zusammenarbeit mit gfs.bern. In unserem Auftrag werden so seit 2014 schweizweit über 1000 15- bis 25-Jährige zu ihren Präferenzen, Partizipationsformen und Haltungen im Zusammenhang mit Politik befragt. Dies beinhaltet unter anderem Fragestellungen zu ihrem politischen Engagement, ihrem Vertrauen in politische Institutionen und Personen, ihrem politischen Interesse und ihren demokratischen Einstellungen.

20 Sarina Gerber

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Mitarbeit Jugendpolitik

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