Landflucht

„Tschüss ländliche Gemeinde!“, denken sich viele junge Erwachsene in der Schweiz und kehren ihrer Heimatgemeinde den Rücken zu. Diese Problematik ist unter dem Begriff Landflucht bekannt. Viele Gemeinden im peripheren ländlichen Raum verlieren seit Jahren kontinuierlich an EinwohnerInnen. Dabei ist es insbesondere schwierig, junge Erwachsene in kleinen, abgelegenen Dörfern zu halten. Diese Abwanderung stellt die betroffenen Gemeinden vor verschiedene Herausforderungen. Mit dem Themenschwerpunkt 2020 des Bereichs Grundlagen Politische Partizipation GPP des DSJ wurde eine breite Öffentlichkeit auf die Landflucht junger Menschen in der Schweiz und die damit verbundenen Herausforderungen für das politische System aufmerksam gemacht. Dafür wurden sowohl die Karrierewege junger, politisch aktiver Menschen, die landflüchtig und entsprechend mobil sind, als auch solcher, die ihre Heimatgemeinde nicht verlassen haben, erfasst und zu einer Sammlung von Porträts aufbereitet. Die Porträtsammlung wird ergänzt durch Einschübe aus der Forschung zur Thematik Landflucht und erscheint als Fotoband.

Hintergrund

Eine Analyse von SRF Data zeigt, dass rund 200 Gemeinden, vor allem im peripheren ländlichen Raum, von einem absoluten Bevölkerungsschwund betroffen sind. Hinzu kommt, dass ländliche Gemeinden generell, also nicht nur im peripheren ländlichen Raum, ihre jungen Hochgebildeten an die grösseren Städte verlieren. Vor allem in den Medien ist immer wieder von einem Teufelskreis die Rede: Aufgrund fehlender Ausbildungsmöglichkeiten, Arbeitsplätze, Infrastruktur oder fehlendem Kulturangebot zieht es junge Menschen vermehrt in die Städte. Dies macht es immer schwieriger, das soziale und politische Leben in einem Dorf sowie dessen Infrastruktur aufrechtzuerhalten, was wiederum die Abwanderung verstärkt. Die daraus resultierenden Herausforderungen sind zahlreich und betreffen auch das Milizsystem. Der DSJ widmet das Landflucht-Projekt in Anlehnung an den Themenschwerpunkt 2019 zum Schweizer Milizsystem speziell dem freiwilligen Engagement im politischen Bereich.

Ziele

  • Mit dem vorliegenden Projekt sollen Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Medien und die Zivilgesellschaft auf die Problematik der Landflucht in der Schweiz aufmerksam gemacht werden.
  • Der Fokus soll dabei auf jungen Erwachsenen und den Auswirkungen ihrer Mobilität auf das Milizsystem in Gemeinden liegen.

Das Projekt wurde unterstützt von der Dienststelle für Hochschulwesen des Kantons Wallis, der Dienststelle für Industrie, Handel und Arbeit des Kantons Wallis, dem Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons St. Gallen, der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Uri, dem Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Thurgau, der Graubündner Kantonalbank und der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz.

Aktuell

Buchpublikation "Should I stay or should I go?"

Im Rahmen der Tagung zum Thema Landflucht wurde das Buch "Should I stay or should I go?" von Nora Räss publiziert. Dieses Sensibilisierungsprojekt stand im Zentrum des Jahresschwerpunkts 2020 des Bereichs Grundlagen Politische Partizipation. Die Autorin hat mit 15 jungen Menschen über die Abwanderung gesprochen und diese persönlichen Einblicke mit Fakten und Erkenntnissen über die Landflucht ergänzt. 

Das Buch kann online gelesen oder als gedruckte Ausgabe bestellt werden.

 

Soirée Politique 2020

Am 30. September 2020 fand die Soirée Politique statt. Mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurden Herausforderungen und Handllungsfelder in Bezug auf die Abwanderung junger Menschen aus ländlichen Gebieten identifiziert. Die teilweise überraschenden Erkenntnisse wurden in einem Dokument zusammengestellt. Einen allgemeinen Rückblick auf die Veranstaltung finden Sie hier.

 

Jahrestagung 2020

Die Resultate der Soirée Politique 2020 flossen als Diskussionsgrundlage in die Jahrestagung 2020 ein. Gemeinsam mit ExpertInnen und einem breiten Publikum wurden die Vorschläge kontrovers besprochen. Dies einerseits in Podiumsgesprächen (einen audiovisuellen Rückblick finden Sie auf der Veranstaltungsseite), und andererseits im interaktiven padlet. Dort können Sie weiterhin Ihre Kommentare und Bewertungen ein- und das Thema so weiterbringen.