Jugendliche, politische Partizipation und Digitalisierung

Studien, die sich mit digitaler Partizipation Jugendlicher und junger Erwachsener in der Schweiz beschäftigen, gibt es kaum. Die Digitalisierung ist aber längst in der Schweizer Demokratie angekommen.

Damit sichergestellt werden kann, dass digitale Partizipationsplattformen den Bedürfnissen einer breiten Gruppe von Nutzerinnen und Nutzern unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund entsprechen, ist es zentral, dass das sozioökonomische Profil der bisherigen Nutzerinnen und Nutzern und deren Anforderungen an die Partizipationsplattformen erhoben werden. Nur so kann aufgezeigt werden, wie digitale Partizipationsplattformen inklusiv und effektiv gestaltet werden können. Die geplante Studie leistet somit nicht nur einen wichtigen Beitrag an die Digitalisierung der Schweizer Demokratie, sondern sie ist auch für die internationale Forschung von Bedeutung. Aufgrund der geringen Zahl von Studien zu dieser Thematik sind die bisherigen Ergebnisse noch nicht gefestigt. Es ist daher von grossem Interesse, dass das Thema in verschiedenen Kontexten untersucht wird.

Hintergrund

  • Ausgangspunkt für die Erhebung der Daten bildet die Onlineplattform engage.ch. Die Plattform ging aus der 2014 in Zusammenarbeit mit der HTW Chur erhobenen Studie Scoop it 2.0 (Cajacob 2014) hervor.
  • Seit Sommer 2015 ermöglicht engage.ch Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf einfache Art und Weise das digitale Einreichen von eigenen Ideen und Anliegen. Das Team von engage.ch stellt anschliessend eine Verbindung zu politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern auf allen politischen Ebenen her, um den Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der Umsetzung ihrer Anliegen zu helfen.
  • Seit 2015 wurden mehr als 2’500 Wünsche und Ideen auf der Plattform eingereicht. Dadurch konnte das Team von engage.ch wertvolle Erfahrungen mit der digitalen Partizipation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen sammeln.
  • In den letzten Jahren erhob engage.ch zudem regelmässig Nutzerdaten und führte gelegentlich Umfragen bei den Nutzerinnen und Nutzern durch. Bislang fehlen eine systematische Erhebung und die wissenschaftliche Auswertung dieser Daten, die erlauben würden, gesicherte Erkenntnisse über die soziodemografischen Profile sowie die Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzern zu generieren.

Ziele

  • Feststellen, wer digital partizipiert (Soziodemografie: Alter, Geschlecht, Bildungs- und Migrationshintergrund, Stadt/Land, Sprachregion).
  • Feststellen, welche Anforderungen und Erwartungen Jugendliche und junge Erwachsene an digitale Partizipationsplattformen stellen.
  • Anleitungen geben, wie digitale Partizipationsplattformen zugänglicher gestaltet werden können, um möglichst viele Benutzergruppen anzusprechen.

Methode

  • Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Graubünden FHGR realisiert. Für die Weiterentwicklung der Onlineplattform wird die Webagentur Liip beigezogen.  Die Erhebung der Daten erfolgt in Kooperation mit rund 20 Gemeinden.  Zudem  begleiten Expertinnen und Experten aus den Bereichen Jugendarbeit und Civic Tech das Forschungsprojekt.
  • Diese Studie wird im Rahmen der TA-Swiss-Ausschreibung zur digitalen Demokratie erstellt.

Aktuell

Am 17. August 2021 wurde die Studie «Jugend, politische Partizipation und Digitalisierung» im Rahmen einer Medienkonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Online verfügbar sind sowohl die komplette Studie als auch eine Kurzfassung. Die Studie war Teil des Projekts «Bürger und Institutionen angesichts der Digitalisierung der Demokratie in der Schweiz» der Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS, an dem auch gfs.bern und Dezentrum mitgewirkt haben. Alle Resultate sind hier zu finden.

Bereits am 24. April 2021 wurde im Polit-Forum Bern eine Ausstellung mit Inhalten aus den Studien eröffnet. Einen Rückblick bietet das Video zur Ausstellung:

Kontaktperson

Sarina Gerber

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